Alle Schüler und Schülerinnen der zweistufigen Wirtschaftsschule hatten die Gelegenheit im JUZ an einer Lesung des ehemaligen Obdachlosen und heutigen Buchautors Dominik Bloh teilzunehmen. In seiner Autobiographie „Unter Palmen aus Stahl“ schildert er seine Erfahrungen mit dem Leben auf der Straße. Er berichtet von Momenten, die ihm das Leben noch zusätzlich schwerer gemacht haben, aber auch von Begebenheiten, die ihm wieder Hoffnung schenkten.
Bereits mit 16 Jahren wurde Dominik nachts und bei Schneefall mit einem Koffer in der Hand von seiner Mutter auf die Straße gesetzt. Seine kranke Mutter legte die Vormundschaft für ihn ab, damit hatte er keinen gesetzlichen Vertreter. Lehrer und Vertrauenslehrer, denen er sich anvertraute, hatten keine Zeit und nannten ihm nur die Adresse eines Jugendheims. Dominik pendelte zwischen Jugendheim und Familienbehörde, aber niemand war für ihn, einen jungen Heranwachsenden, zuständig bzw. nahm sich seiner an. Das Schwimmbad diente ihm als Rückzugsort, wo er sich aufwärmen und duschen konnte. „Du bist der hygienischste Obdachlose, den ich kenne“, sagte einmal ein Mitarbeiter der Familienbehörde zu Dominik. Nachts hielt er sich oft in einem 24-Std. Schnellrestaurant bei einem 1,00 € Burger auf. Hier schlug er immer die Obdachlosenzeitung auf und löste beispielsweise Kreuzworträtsel, nur um nicht einzuschlafen, ansonsten hätte ihn die Security rausgeworfen. Die Obdachlosenzeitung half ihm z. B. zum Wachbleiben und Lesen, als Alibi im Schnellrestaurant, als Vorlage um sich in Phantasiewelten flüchten zu können und als Schutz vor Wind und Regen. Bereits in dieser Zeit fing er an zu schreiben. Auf jeden kleinen Zettel notierte er seine Lebensgeschichte. Dominik hat auf der Straße sein Abitur gemacht. Ein Grund, warum er es trotz der widrigen Umstände geschafft hat, war, dass die Schule für ihn ein warmer sowie sicherer Raum von 8:00 bis 13:00 Uhr war und er deshalb versuchte regelmäßig hinzugehen. Es war für ihn wichtig noch etwas zu sein – ein Schüler zu sein.
Schreiben gab ihm schon damals halt. Heute verdient er damit seinen Lebensunterhalt und kann sich eine eigene Wohnung finanzieren. Mit dem festen Wohnsitz hatte er es aber noch nicht geschafft. Rechtsanwaltsschreiben und Inkassobüros konnten ihn nun postalisch erreichen. Schulden aus der Zeit der Obdachlosigkeit „flogen ihm um die Ohren“, so der ehemalige Obdachlose und es verlangte ihm nochmal so viel Kraft ab, nicht wieder in die Armut abzurutschen. Er appellierte an die Schüler und Schülerinnen keine Schulden zu machen, denn diese holen einen immer wieder ein. „Hört auf euer Herz. Ihr seid jung und könnt die Welt zu verändern.“ Die Geschichte des ehemaligen Obdachlosen ging allen Anwesenden unter die Haut. Aber er machte den Schüler und Schülerinnen auch Mut. Wenn man manchmal denkt, es kommt nichts mehr, es ist aussichtlos und man hat keine Perspektive, sollte man nicht die Hoffnung aufgeben. „Solange man ist, geht es weiter! Alles was wir machen strahlt auf uns zurück. Wir bzw. ihr seid die Veränderung.“, so der Buchautor.
Sonja Messer